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Die Geschichte des Schützenvereins

Der „Reservisten- und Landwehr - Verein Breitenfelde in Lauenburg"

Am 28. März 1897 gründeten Breitenfelder Bürger gemeinsam mit Bürgern der umliegenden Gemeinden einen Reservisten- und Landwehrverein, der sich vornehmlich um die Pflege der Kameradschaft, besonders aber auch um gegenseitige Unterstützung bei Handdiensten oder auch Hilfe bei Sterbefällen bemühte.

Warum nun kam es zur Gründung des Vereins? Zur Beantwortung dieser Frage muss man sich in die Zeit vor 100 Jahren zurückversetzen. Es war eine sehr stark nationalbewusste Zeit. In Preußen gab es die zwei- und dreijährige Wehrdienstzeit. Die in dieser Wehrdienstzeit erlebte Kameradschaft trug sicherlich dazu bei, diese Erfahrungen und Erlebnisse auch im Zivilleben fortzusetzen, und so handelte es sich bei den Vereinsmitgliedern häufig um ehemalige Soldaten.

Alle Bevölkerungsschichten vom Arbeiter über alle Handwerksberufe und Landwirte waren im Verein vertreten. Das Einzugsgebiet umfasste auch Alt-Mölln, Bälau, Borstorf, Niendorf, Tramm, Woltersdorf, Hornbek und Talkau.

Die Namen der Mitglieder sind fast alle noch in Breitenfelde und Umgebung vertreten. Um nur einige zu nennen: Kessler, Wenk, Diestel, Westphal, Malchau und Heins.

Unter anderen gehörte auch der Großvater der jetzigen Vereinswirtin Anita (Franz Wilhelm Gräper) zu den Gründern. Die Gaststätte wurde Vereinslokal, und Gelände für einen Schießstand von 150m Länge - er besaß zwei Stände - wurde zur Verfügung gestellt.

Am 2. September wurde alljährlich der Sedansschlacht mit großem Stolz gedacht, als die französische Hauptarmee vor den Deutschen im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 kapitulierte und Kaiser Napoleon III. gefangengenommen wurde. Noch heute feiert der Verein sein Schützenfest am ersten Wochenende im September!

Majestäten gab es nicht, Könige und Kronprinzen wurden nicht - wie heute - alljährlich ausgeschossen, auch ein Oberst existierte nicht. Überhaupt kannte man keinerlei Beförderung - man trug die „Dienstbezeichnung", die man als Soldat innegehabt hatte, war also „Unteroffizier" oder „Gefreiter", „Grenadier", „Kanonier", „Pionier", „Husar" oder „Matrose" usw.

Auch eine vorgeschriebene Uniform gab es nicht. Dunkler Anzug und Mütze war vorgeschriebene Kleiderordnung bei feierlichen Anlässen.

Diese „Sedansfeier" war eingerahmt von Gedenkreden, Theater und Tanz. Das Vereinsfest wurde damals noch im Wechsel in den umliegenden Dörfern gefeiert.

Ein weiterer Höhepunkt im Vereinsleben war die Fahnenweihe im Jahre 1903. Die Anzahl der anlässlich der Fahnenweihe überreichten Fahnennägel und Fahnenschleifen zeigt, welche Bedeutung der Verein über Breitenfelde hinaus bereits gewonnen hatte. Man pflegte den Schießsport und gab sich gegenseitige Hilfe, wenn „Not am Mann" war.

Im 1. Weltkrieg kam das Vereinsleben fast vollständig zum Erliegen, die meisten Mitglieder wurden Soldaten.

2. Vom Ersten Weltkrieg bis zur Vereinsgründung 1954/55

Die Zeit der jungen Weimarer Republik lässt die Vereinstätigkeit bereits 1919 unter Vorsitz von Schlachtermeister Emil Insten wieder aufleben. Viele Neuzugänge weist die Stammrolle bis 1931 aus: Damals bestand der Verein aus 92 Mitgliedern, zwei davon waren Ehrenmitglieder.

Damit verliert sich aber zunächst die Spur des Reservisten- und Landwehrvereins Breitenfelde. Die Stammrolle wird geschlossen; weitere Aufzeichnungen sind bis in die Nachkriegszeit hinein nicht vorhanden. Wann eine Integration in den Reichskriegerbund „Kyffhäuser" stattfand oder eine Kyffhäuser-Kameradschaft den bisherigen Verein ersetzte, lässt sich nicht terminieren . Sicher ist aber, dass bis 1934 noch der Kameradschaftsstempel „Reserv.- und Landwehrverein Breitenfelde i. Lbg." trotz der Integration in den Reichskriegerbund „Kyffhäuser" genutzt wurde.

Aus der Zeit bis 1938 ist von regen Vereinskontakten zu „gleichgesinnten Organisationen", also den Kyffhäuser-, Jäger- und Schützenvereinen zu lesen, sogar ein Vergleichsschießen mit der Wehrmacht wurde anberaumt und von den Breitenfeldern für sich entschieden.

Bis 1938 traten weitere 11 Männer dem Verein bei. Das Kriegsende 1945 beendete auch die Existenz des Vereins. Vereinswirtin Anita Buchholtz rettete mutig die Vereinsfahne, die später vom Boden geholt und 1958 restauriert wurde. Die Gewehre, die man zunächst auch hatte vergraben wollen, übergab man den Engländern und sah sie nie wieder.

Die Wirrnisse und Nöte der unmittelbaren Nachkriegszeit ließen das Vereinsleben erst relativ spät wieder erwachen, und so kam es erst am 24. April 1954 zur Wiedergründung der Kyffhäuser-Kameradschaft Breitenfelde und Umgegend.

18 Teilnehmer trafen sich zur Gründungsversammlung und wählten Schlachtermeister Emil Insten zum ersten Vorsitzenden. Zu den ersten Aufgaben des Vereins gehörte der Neuaufbau des Schießstandes, der am 27. Juni 1954 feierlich eröffnet werden konnte. Das Platzgelände wurde dem Verein von dem Wirtspaar Anita und Hans-E. Buchholtz kostenlos zur Verfügung gestellt.

Da man an den Kyffhäuserbund hohe Beiträge abzuführen hatte, der Ausbau des Schießstandes die Vereinskasse zu dem stark strapaziert hatte, beschloss man bereits im Folgejahr für den 5. Juli 1955 eine Hauptversammlung, in der man die Auflösung der Kyffhäuser-Kameradschaft beschloss und den Schützenverein gründete.

3. Der Schützenverein Breitenfelde und Umgegend 1955 bis 1980

Der eigentliche Geburtstag des Breitenfelder Schützenvereins ist demzufolge der 5. Juli 1955, denn nur eine Stunde nach der Auflösung der Kyffhäuser-Kameradschaft gründeten folgende „Gründungsmitglieder" den heutigen Schützenverein:

Emil Insten, Johannes Insten, Karl Ehlers, Hans-Emil Buchholtz, Ludwig Bodenhagen, Ernst Burmester jun., Karl Siemers, Karl Westphal sen., Bernhard Wulf, Hans Köster, Walter Koop, Otto Albers, Hans Bruns, Willi Brügmann, Alois Blech, Otto Krützmann, Helmar Möller, Ernst Sahlmann, Rudolf Stamer, Hermann Kröger, Werner Gräper und Hermann Heins.

Erst im Folgejahr wählte man am 17. März 1956 einen neuen ersten Vorsitzenden: Hermann Heins aus Tramm. Karl Ehlers wurde sein Vertreter. Der langjährige Vorsitzende Emil Insten wurde zum „Ehrenvorsitzenden" ernannt.

Von Anbeginn an gab es zwei Kompanien, die

1. Kompanie „Die Schwarzen" (Kompaniechef Hans Bruhns) und die
2. Kompanie „Die Grünen" (Kompaniechef Ernst Burmester)

Die „Schwarzen" rekrutierten sich zunächst vornehmlich aus älteren Mitgliedern, die sich keine neue Uniform anschaffen wollten und mit dunklem Anzug und schwarzem Zylinder auftraten. Auch wenn es die Satzung anders vorsah, hatten viele der „Schwarzen" keine Schulterstücke.

Die „Grünen" waren folglich zumeist die Jüngeren, ihr erster Kompaniechef war Ernst Burmester jun.

Zunächst mussten Uniformen und Hüte besorgt werden, dann konnte sich rasch eine rege Vereinstätigkeit entwickeln. Bereits 1956 feierte man bei typischem Breitenfelder Schützenfestwetter am 1. und 2. September das Schützenfest. Werner Gräper aus Breitenfelde war dann der erste Breitenfelder Schützenkönig, er ging als Werner I. in die Analen des Vereins ein. Als Kronprinz stand ihm Ernst Burmester jun. zur Seite, der den zweitbesten Schuss abgegeben hatte.

In dem Jubiläumsheft zum 25. Vereinsbestehen heißt es über dieses erste Schützenfest: „Zahlreiche Zuschauer hatten sich eingefunden, als der Schützenverein, verstärkt um die Abordnungen der Schützenvereine Berkenthin, Linau, Mölln, zum Festumzug durch das fahnen- und girlandengeschmückte Dorf antrat".

Ende 1956 zählte der Verein bereits wieder 56 Mitglieder. Im Mai 1958 konnte der auf sechs Bahnen erweiterte Schießstand eingeweiht werden - viele Schützenbrüder hatten selbst mit Hand angelegt. Als im gleichen Jahre erstmals die Kreismeisterschaften in Breitenfelde durchgeführt wurden, konnte sich der Breitenfelder Schützenverein gegen neun andere Mannschaften klar durchsetzen und wurde Kreismeister.

Im September 1957 wurde die Jungschützengruppe des Vereins begründet, dieser Gruppe traten zunächst 11 Jungschützen bei. Die Jungschützen ermittelten seitdem ihren Jungschützenkönig.

Ziel der Gründung dieser Jugendgruppe im Verein war und ist es, den Vereinsnachwuchs aus eigenen Reihen zu fördern und zu trainieren.

Am 29. Juni 1958 konnte in Anwesenheit vieler Ehrengäste die Fahnenweihe der neuen Fahne der 2. Kompanie durch den Vizepräsidenten des Schützenbundes Nordmark, Hans Baltz, durchgeführt werden. Auch die Kirche gab der neuen Fahne ihren Segen, der gesamte Schützenverein war in der Kirche dabei zugegen.

Die Inschrift der Fahne lautet: „Im Auge Klarheit, im Herzen Wahrheit". Dieser Wahlspruch soll aussagen, dass zu einem guten Schuss natürlich ein gutes und klares Auge gehört. Er steht aber auch für.... „Offenheit, Verständnis und Kameradschaft......" innerhalb des Vereins.

In den nun folgenden Jahren nahm man Beziehungen zu benachbarten Vereinen auf, die sich immer mehr verstärkten und zur gegenseitigen Teilnahme an Schützenfesten führten. An den Breitenfelder Schützenfesten nahmen so Abordnungen der Schützenvereine Berkenthin, Büchen, Kastorf, Lehmrade, Linau, Mölln, Nusse, Ratzeburg, Sandesneben, Trittau und Witzeeze teil.

In den 60er Jahren knüpfte man enge Beziehungen zur Bundeswehr, diese nahmen engere Formen an, als die Gemeinde Breitenfelde die Patenschaft über die Inst.-Kompanie 160 in Lanken übernahm. Nach Austausch der Patenschaftsurkunden durch Hauptmann Knut Andresen und Bürgermeister Erwin Pechel hatten die Gemeinde und die Inst.-Kompanie immer das große Glück, Bürgermeister und Kompaniechefs an ihrer Spitze zu haben, die dieser Patenschaft positiv gegenüberstanden. Sie spielte sich nicht nur auf der Kommandeursebene ab, sondern war im Herzen der Breitenfelder Bevölkerung und der Soldaten fest verankert. Die kameradschaftlichen Beziehungen wurden ausgebaut und führten zu zahlreichen gemeinsamen Veranstaltungen.

Noch heute - die Patenschaft ist inzwischen offiziell beendet worden - arbeiten drei ehemalige Soldaten der Patenkompanie im erweiterten Vorstand des Vereins mit.

Neben den Geselligkeiten stand aber auch immer der Schießsport im Vordergrund des Vereinslebens. Viele Kreismeistertitel sind in den folgenden Jahren nach Breitenfelde gewandert, die Urkunden, Pokale und Plaketten künden im Clubzimmer des Vereinslokals von den überaus zahlreichen Siegen auf allen Ebenen. Auch bei den Landesmeisterschaften konnten die Breitenfelder Schützen viele Lorbeeren erringen.

Im Jahre 1975 kam es zum Wechsel in der Vereinsführung, Hermann Heins übergab den Vorsitz an seinen langjährigen Stellvertreter Werner Jenß. Für seine großen Verdienste um das Breitenfelder Schützenwesen wurde Hermann Heins zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Herbert Grader fungiert seit dem 15. Februar 1975 als Stellvertreter des Oberst.

Im Jahre 1980 konnte der Schützenverein auf eine 25jährige Vereinsgeschichte zurückblicken. Dieses Ereignis wurde entsprechend gefeiert: In den Lübecker Nachrichten vom 6.9.1980 heißt es: „Mit großem Programm feiert an diesem Wochenende der Schützenverein Breitenfelde und Umgebung (sic) das Schützenfest 1980." Als Höhepunkte der Feierlichkeiten werden ein (öffentlicher) Königsball „auf zwei Sälen", ein Festmarsch durch den Ort und „der öffentliche Schützenball" benannt.

Bei seinem 25. Vereinsjubiläum 1980 kann der Breitenfelder Schützenverein auf 132 Mitglieder verweisen.

4. Der Schützenverein Breitenfelde und Umgegend von 1980 bis heute

Das sportliche Schießen im Schützenverein Breitenfelde und Umgegend

In den folgenden Jahren können Breitenfelder Schützen unter dem Sportschützenwart Herbert Grader sowohl auf Kreis-, aber auch auf Landes- und Bundesebene ausgezeich- nete Erfolge erzielen.

Mit Herbert Grader, Anton Wirschal, Peter und Bernd Graf hat sich eine Mannschaft zusammengefunden, die in vielen Jahren auf sehr hohem Niveau an vielen Meisterschaften überaus erfolgreich teilnimmt. Bei den Landesmeisterschaften KK - Auflage wird diese Mannschaft in einigen Jahren noch ergänzt durch Peter Schmidt, Lothar Adler und W. Groth.

Von den vielen Erfolgen dieser Breitenfelder Sportschützen seien nur die wichtigsten herausgegriffen:

Teilnahme Breitenfelder Schützen an den Deutschen Meisterschaften

Eine Ausnahmestellung nimmt ohne Zweifel Herbert Grader ein: In den Jahren 1984 bis 1996 hat er sich achtmal für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert (English match KK 50m - 60 Schuss liegend). Maßgebend für die Teilnahme an der in München stattfindenden Deutschen Meisterschaft ist die Qualifikation bei den Landesmeisterschaften in Kellinghusen.

Wenn man bedenkt, dass bei der Schützenklasse das Teilnahmelimit bei 587 Ringen (von max. 600 möglichen Ringen) liegt, erkennt man, wie hoch allein das Erreichen der Teilnahmequalifikation zu bewerten ist.

Bei den Altschützen - Grader schießt seit 1992 in dieser Klasse - erreicht er 1993 und 1994 jeweils einen ausgezeichneten 15. Platz (von 145 Teilnehmern) bei den Deutschen Meisterschaften in der Einzelwertung.

1984 nimmt erstmals eine Mannschaft mit vier Breitenfelder Schützen an der Deutschen Meisterschaft im EM KK 50 m teil (Grader, Wirschal, Peter und Bernd Graf) und belegt einen beachtlichen 46. Platz (von 54). Auch 1990 kann die durch eine Reglementsänderung nunmehr aus drei Schützen bestehende Mannschaft (ohne Peter Graf) an der Deutschen Meisterschaft teilnehmen.

Teilnahme Breitenfelder Schützen an den Landesmeisterschaften in Kellinghusen

Von 1983 bis 1995 belegen die Sportschützen in ihrer Paradedisziplin KK 50m liegend sowohl in der Einzelwertung (Herbert Grader) als auch in der Mannschaftswertung (Grader, Wirschal, Gebrüder Graf) häufig die vordersten Plätze. Herausgegriffen aus der Vielzahl der Ränge 1 - 3 sollen hier zwei dritte Plätze, die Grader 1983 und 1985 in der Einzelwertung mit 591 Ringen erreichte. Die erreichte Ringzahl zeigt, wie hoch die Leistungsdichte bei den Sportschützen ist.

Im Jahre 1984 konnte die Mannschaft - ebenso wie Herbert Grader in der Einzelwertung - sogar einen hervorragenden zweiten Platz belegen.

Das erfolgreichste Jahr auf Landesebene war zweifelsohne 1994. Die Breitenfelder Mannschaft mit Grader, Peter Graf und Wirschal gewann die Landesmeisterschaft im KK 100m. Hervorzuheben ist hierbei besonders Peter Graf, der an diesem Tage über sich hinauswuchs und mit einer persönlichen Bestleistung den Erfolg der Mannschaft erst möglich machte.

Bei den Landesmeisterschaften 1991 KK Auflage siegte die Breitenfelder Mannschaft mit W. Groth, P. Schmidt und L. Adler. Nach einem zweiten Platz im Folgejahr konnten 1993 (Grader, Wirschal, Groth) und 1994 (Graf, Groth, Grader) jeweils wieder erste Plätze verbucht werden.

Fast ist es müßig zu erwähnen, dass diese Mannschaft der Breitenfelder Sportschützen natürlich auch auf Kreisebene zu den Top-Favoriten dieser Jahre zählte und viele erste, zweite und dritte Plazierungen erreichen konnte.

 

Text: Heinz Hoffmann

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